COVID-19-Impfstoff und Charcot-Marie-Tooth Erkrankung
Viele Menschen sind ziemlich begeistert von der Aussicht, dass die verschiedenen COVID-Impfstoffe mit der Zeit der Pandemie ein Ende bereiten werden, die unglaubliches Leid für so viele Menschen verursacht und unser aller Leben durcheinander gebracht hat. Mit dem heutigen Tag (18.12.2020) haben zwei Impfstoffe, hergestellt von Pfizer-BioNTech & von Moderna, die FDA-Zulassung in den USA. (Anmerkung: FDA: amerikanische Zulassungsbehörde)
Zehntausende von Menschen haben bereits einen der in der Entwicklung befindlichen Impfstoffe erhalten, und es hat sich gezeigt, dass sie ziemlich sicher sind & das Risiko, an COVID-19 zu erkranken, effektiv reduzieren. Während der Schutz etwa 10 Tage nach der 1. Dosis beginnt, erreicht er sein Maximum erst etwa eine Woche nach der 2. Dosis (die beim Pfizer-BioNTech-Produkt 3 Wochen nach der 1. Dosis und beim Moderna-Produkt 4 Wochen nach der 1.) Die 2. Dosis muss von der gleichen Firma wie die 1. sein.
Wichtig ist, dass wir zu diesem Zeitpunkt wissen, dass die Impfstoffe die Menschen davor schützen, an COVID zu erkranken. Das Virus kann sich aber u.U. immer noch in den Atemwegen vermehren und durch Einatmen oder Ausniesen andere Menschen infizieren. Während diese spezielle Frage noch untersucht wird, müssen wir bedenken, dass wir das Virus auch nach einer Impfung verbreiten könnten; und deshalb ist es wichtig, weiterhin einen Mundschutz zu tragen.
Wie bei den meisten Impfungen kann es einige Tage lang zu Müdigkeit, Fieber, Körper- und Kopfschmerzen sowie Schmerzen an der Einstichstelle kommen, insbesondere nach der zweiten Dosis. Diese Nebenwirkungen scheinen etwas häufiger zu sein als bei der Grippeimpfung. Wenn Sie überlegen, ob Sie sich impfen lassen wollen, sollten Sie sich von Ihrem Arzt über das Risiko schwerwiegenderer Nebenwirkungen für Sie beraten lassen. Insbesondere, wenn Sie schon einmal schwere Allergien, z.B. Anaphylaxie, hatten, sollten Sie Ihren Arzt darüber befragen, wie Sie die Impfung sicher erhalten können.
In ihren Zulassungen hat die FDA keine Vorerkrankungen als Kontraindikationen für die Impfstoffe genannt. Obwohl wir keine Daten aus den klinischen Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit der beiden Impfstoffe bei Menschen mit CMT haben, gibt es keine Hinweise auf Sicherheitsprobleme speziell bei Menschen mit CMT.
Wie bei allen neuen medizinischen Zulassungen wird die Sicherheit der Impfstoffe überwacht, um eventuelle Sicherheitsprobleme schnell zu erkennen. Dies geschieht über ein neues Smartphone-basiertes Tool, das laut der Website der Centers for Disease Control (CDC) Textnachrichten und Web-Umfragen nutzt, um die Gesundheit nach einer COVID-Impfung zu überprüfen. Es ermöglicht den Menschen, die CDC schnell über eventuelle Nebenwirkungen des Impfstoffs zu informieren. Abhängig von Ihren Antworten kann jemand von der CDC anrufen, um nach Ihnen zu sehen und weitere Informationen zu erhalten. Und Sie werden daran erinnert, wenn es an der Zeit ist, Ihre zweite Dosis zu erhalten. (Anmerkung: dieses Vorgehen bezieht sich auf die USA, nicht auf Deutschland)
Bei den meisten Impfstoffen können sehr seltene Komplikationen wie Krampfanfälle und das Guillain-Barré-Syndrom auftreten. Aber Millionen von Menschen werden jedes Jahr geimpft, ohne dass es zu Nebenwirkungen kommt. Und wir wissen, dass Impfungen viele, viele Leben retten. Das Risiko, an COVID ernsthaft zu erkranken oder daran zu sterben, ist eindeutig viel größer als das Risiko von Komplikationen durch den Impfstoff.
Prof. Dr. med. Florian P. Thomas, PhD
Professor und Leiter, Abteilung für Neurologie
Director, CMT Ambulanz
Hackensack Meridian School of Medicine
Hackensack University Medical Center
Hackensack, New Jersey, USA